Samstag, 31.8. Wecker auf halb 7 Uhr gestellt, denn der Treffpunkt ist ja erst um 8.30. Natürlich bin ich früher aufgewacht, wie jeden Morgen. Das Wetter ist gut, aber ein Schirm könnte vielleicht morgen Abend auf dem Heimweg nützlich sein. Ich habe mich für den kleinen Rucksack entschieden, bei dem der Knirps nicht zum „Inventar“ gehört wie beim Wanderrucksack. Ganz gemütlich ging ich zur Haltestelle. In wenigen Minuten müsste der 89er kommen. Das Tram ist schon bei der Haltestelle Saalsporthalle, aber es fährt nicht ab. Ein Eurobus mit Luzerner Kennzeichen nähert sich. Ob das „unser Bus“ ist, soll ich ihn anhalten? Und falls es nicht unser Bus ist, wo lande ich dann? Der 89er kommt um die Ecke, aber der 13er steht immer noch dort. Langsam werde ich doch ein bisschen nervös. Was haben die dort unten für ein Problem? Ich habe noch eine halbe Stunde Zeit und zur Not kann ich Uschi auf dem Handy anrufen.
Endlich, das Tram fährt ab, dann kann ja der Bus bei der nächsten Grünphase auch kommen. Im Hagacker steige ich aus und marschiere zum Borrweg. Dieses Mal regnet es nicht, man könnte ja vielleicht bald die wartende Gruppe sehen. Doris kommt mir entgegen. Wir hatten zusammen Brötchen gestrichen, aber den Namen hatte ich schon wieder vergessen. Es ist noch sehr früh für die Anwohner, die nur zwei bis drei Minuten Weg haben. Aber der Bus wartet schon auf uns – natürlich der Eurobus, der an mir vorbei gefahren war. Der Chauffeur erinnerte sich nicht.
Tröpfchenweise trudelten die „TGF-ler“ ein, aber die Namen fielen mir leider nicht ein. Das Gepäck in den Kofferraum und im Bus einen Platz reservieren. Ich liess mich überraschen, neben wem ich wohl einen Platz finden würde. Ich sass wieder hinten am Fenster, zwei Plätze für mich.
Pünktlich sind wir abgefahren. Ziel unbekannt. Erst einmal auf die Autobahn, durch den Uetlibergtunnel, und dann Richtung Gotthard. Bei Cham die Autobahn verlassen, weil wir noch eine Kaffeepause machen wollten. Die wurde in Zug, im Yachthafen auf der Terrasse genossen, beim Schutzengel, weil dort noch zwei Personen zugestiegen sind. Eigentlich sollte die Pause eine Stunde dauern, aber wegen Staumeldung fuhren wir bereits um 9.50 weiter. Die nächste Info war, dass es etwa 1½ Stunden dauern würde bis zum nächsten Halt. Wo der wohl sein mag? Beim Mittagessen, lautete die Antwort. Von selbst wäre ich da nie draufgekommen.
10.35 Emmenbrücke, Malters, Werthenstein mit dem Kloster oben auf dem Felsen, Wolhusen und hinein ins Entlebuch. Der Chauffeur erklärte die Gegend. Ich hörte Napf, aber wo? Rechts oder links und wie sieht er denn aus?
Manchmal sah ich Ortsschilder wie Ebnet, Hasle/Heiligkreuz, Schüpfheim – alles auch schon mal gehört, aber wo sind wir eigentlich? Dann las ich: Panoramastrasse Sörenberg. Von der Zeit her könnte das unser nächstes Etappenziel sein. Es wurde kriminell mit dem schmalen Tunnel vor der Kurve und gleich dahinter die Brücke, auf der Kreuzen nicht möglich war. Aber gleich nach der nächsten Kurve hatten wir dieses Spektakel mit einem Postauto: Millimeterarbeit war gefragt, aber kein Problem. Unser Chauffeur hatte das mit Bravour gemeistert, was mit tosendem Applaus quittiert wurde.
Die Organisatoren griffen vor, es soll kriminell weitergehen. Während des Nachtessens soll ein Krimi gelöst werden. Die Personen wurden vorgestellt, und wir alle sollten dann während des Essens den Fall lösen. Die Rollen wurden verteilt, damit sich jeder der Beteiligten schon einmal auf seine Funktion und Argumente vorbereiten konnte.
Mittagshalt in Sörenberg auf dem Hauptplatz, das Go-in auf der anderen Seite des Bachs mussten wir zu Fuss erreichen. Auf der Terrasse war ein tolles Salatbuffet aufgebaut und das Fleisch vom Grill wartete auch schon. Die Vegetarier bekamen Gemüsespiesse, die auch sehr appetitlich aussahen. Die grossen Steaks liessen auf „Schwerarbeit“ schliessen. Es wurde bereits von Armbrustschiessen gemunkelt. Na dann viel Spass. Genau das Richtige für mich.
Der Verdauungsmarsch auf „die Alp“ war nicht ohne, aber der Test für „Alptauglichkeit“ hatte es in sich. Zuerst wurden farbige Tüechli verteilt, damit alle wussten, wer zu welcher Gruppe gehört. Da die Kühe die gleichen Halstüechli trugen, wussten wir sofort, welche wir für die Alpabfahrt dekorieren sollten. Natürlich mit Materialien, die wir hier auf der Wiese fanden. Gras, Klee, noch wenige Blümchen, Kräuter, Moos und ev. noch Tannenzapfen. Der Fantasie waren keine Grenzen gesetzt.
Der Auftrag war klar: Auf der Alp brauchen sie Nachwuchs für den nächsten Sommer und wir waren die Bewerber. Man stelle sich vor, ich müsste auf die Alp – wo ich doch so viel Schiss habe vor den Tieren! Eine Melkprobe war nicht vorgesehen, aber buttern wurde verlangt. Und wie steht es ums handwerkliche Geschick bei eventuellen Reparaturen? Holz sägen, Nägel mit einem Rohr einschlagen. Eine Kuh mit dem Blasrohr betäuben, auf einen Wolf oder Bär mit der Armbrust schiessen, und schliesslich noch ein Geschicklichkeitsspiel mit dem Labyrinth. Ich wollte nie auf die Alp, aber das RAV hat mich einfach zu diesem Test geschickt. Ohne mich hätte die Gruppe sicher mehr Punkte geholt! Mit dem Blasrohr hatte ich sogar einen kleinen Erfolg – ich habe wenigstens die Scheibe getroffen, mit der Armbrust nicht! Ein Platzregen liess dann den letzten „Auftrag“ abkürzen. War ich eigentlich ganz allein mit dem Blasrohr? Nun ja, wenigsten hatte ich auch ab und zu die Scheibe getroffen und nicht bloss die Hütte oder den Boden.
In der Hütte war es wenigstens trocken. Bei 10 Gruppen und sieben Aufträgen war es zeitraubend, die Gewinner zu ermitteln. Es ging ja nicht nur um die geschossenen Punkte, sondern auch um die schönste Kuh und die am besten präsentierte Butter, und hat man nur ein halbes Rugeli abgesägt oder doch zwei Drittel?
Der Regen hatte sich verzogen und wir konnten zum Bus zurückmarschieren. Die Fahrt ins Hotel Rischli dauerte nur ein paar Minuten. Die Zimmerkärtchen waren rasch verteilt, aber die Schlange vor dem Lift war lang. Ich war mit Elisabeth Stocker im Zimmer 215, also im 2. Stock. Wir beschlossen, wir seien sportlich genug fürs Treppenhaus, aber es waren doch drei Etagen, weil wir das „Erdgeschoss“ mit dem Restaurant nicht mitgezählt hatten. Na wenigstens waren wieder ein paar Kalorien vom Mittagessen verbraucht worden.
Auspacken, einrichten, umziehen und zum inoffiziellen Apéro auf der Terrasse. Um 19 Uhr wurde das Vier-Gang-Menü im Restaurant serviert: gemischter Salat mit Speckwürfeli, Boullion mit Flädli, Schweinscarré mit Zwetschgen, Croquetten und Gemüse und gebrannte Crème zum Dessert. Dazwischen ermittelte die Kommissarin; es gab mehrere Tatverdächtige. Ich tippte wieder einmal mehr auf eine falsche Täterin. Da bei uns gerade kassiert wurde, habe ich nicht richtig mitbekommen, warum es der eigene Vater war.
Ein Verdauungsspaziergang wäre jetzt wohl gut gewesen, aber ein Bett war mir lieber. Morgenessen ab 7 Uhr, Abfahrt um 8.00 Uhr, und das am Sonntag! Das Bett war niedrig, die Matratze sehr weich und das Duvet viel zu dick und schwer, so richtig für die Polarregion. Dabei war doch noch August. Allerdings der letzte. Mir war viel zu heiss unter diesem massigen Deckbett, aber so ganz ohne war auch keine gute Idee. Jedenfalls habe ich ab und zu geschlafen, das Pischi war am Morgen zu feucht, um einzupacken.
Pünktlich um 8.00 fuhren wir los, dieselbe Strecke zurück und hinein ins Zentrum von Luzern. Wir hielten beim KKL. Die nächste Info war, dass wir mit dem Schiff bis Stansstad fahren. Aber mit welchem, etwa dem nigelnagelneuen, futuristisch aussehenden „Raumschiff“? Und wo genau ist Stansstad? Auf der Anzeige steht Alpnachstad; ob das dieselbe Richtung ist? Wir hatten in der 6. Klasse alle paar Wochen andere Lehrer, bei welchem stand denn der Vierwaldstättersee auf dem Programm, bei Frau Bachmann? Mir ist da nur noch der „Lopper“ geblieben. Aber eines war mir klar - wir fahren bestimmt aufs Stanserhorn. Schade, dass es tröpfelte und viele Wolken die Sicht verdeckten.
Unser Schiff legte an. Für uns ist nicht reserviert, wir konnten sitzen, wo wir wollten. Natürlich drängten die meisten hinaus. Ich begab mich in die VIPLounge, 2. Klasse, ein Oval mit ca. 8 Plätzen für mich allein, das ganze Fenster für mich. Bestimmt kommen nach der Abfahrt wieder einige von der Gruppe herein, vor allem, wenn es dann doch regnen sollte, und so finden sie dann hier einen schönen Platz. Aber das Wetter hielt, die Fahrt war nicht so schnell, dass der Wind hätte unangenehm werden können, und ich behielt mein „Séparée“ für mich allein. Schöner Blick auf den Pilatus. Der Bürgenstock fast gegenüber, und irgendwo in der Ferne ein schräges Schneefeld, das könnte der Titlis sein. Während der Schifffahrt konnte ich sie heranzoomen und besser fotografieren. Sogar den Lift bei der Hammetschwand sah man sehr gut.
Das Schiff war pünktlich und unser Car war auch schon zur Stelle. In Stans fand ein Lauf statt, die Strassen waren abgesperrt, aber für Zubringer wurden die Sperren zur Seite geschoben, damit wir bis zur Bahnstation vorfahren konnten. Die Bahn von 1893 hat 4x8 Sitzplätze. So fuhren wir in zwei Gruppen zur Mittelstation und ebenso mit der neuen Cabriobahn bis zur Bergstation. Im Drehrestaurant war für uns das Mittagessen bestellt. Die Plätze waren reserviert, aber leider nicht im sich drehenden Mittelteil. Dafür alle Tische an den Fenstern. Es gab Älplermagronen mit Apfelmus.
Nach dem Essen mit einer Rangerin ein informativer Rundgang. Zuvor bereits die Panorama-Tafeln „auswendig“ gelernt, damit man weiss, was man alles sehen könnte, wenn die Wolkendecke nicht wäre. Aber zum Glück hatten wir Wind, der gab ab und zu wieder eine Ecke frei. Wir hatten die Wahl: Entweder hinauf zum Gipfel mit einem steilen Abstieg oder ab hier zurück. Da mein Bein „bockte“, verzichtete ich auf den Rundgang über den Gipfel mit weiteren, sicher sehr interessanten Informationen, und spazierte mit ein paar anderen denselben Weg zurück zum Restaurant.
Ganz vorne warteten wir auf die Talfahrt mit der für uns reservierten Cabriobahn, um ganz sicher auf dem Dach einen Platz zu bekommen. Die „normale“ Gondel hatte noch drei freie Plätze - aber niemand „opferte“ sich. Bei der Mittelstation wollte ich noch rasch ein paar Fotos machen, aber die Zeit reichte leider nicht, der Anschluss war gewährleistet und der Fahrplan sollte unbedingt eingehalten werden.
In Stans kam auch schon bald unser Car, einsteigen, abfahren, den Stau bei Hergiswil „geniessen“ und in Zug-Schutzengel beim Yachthafen ein kurzer Stopp für die ersten beiden „Aussteiger“. Dann ging's auf direktem Weg zum Friesenberg, wo wir gegen 17.30 ankamen.