Dä Brütigam vo minere Frau

Wissen Sie, eigentlich hab ich’s ja nur gut gemeint! Die Frau meines Freundes Dr. Theo Schröder kassiert nämlich jeden Monat 1000 Franken von ihrem Onkel aus Kanada, weil dieser Dösel meint, sie sei noch ledig und müsse finanziell bös untendurch. Dabei ist sie schon seit einem Jahr verheiratet und hat mit Theo ein ganz neues Baby. Und wenn man’s genau nimmt, ist dieses Gööfli an allem Schuld.

Item, da hat doch dieser Onkel Archibald aus Kanada das Gefühl, er können seinen Sohn Toby einfach mir nichts, dir nichts mit Nelly verheiraten, und trudelt unangemeldet bei meinem Freund ein. Und da hat mein Dilemma angefangen. Das kam so: Mit meinem Künstlerkollegen organisiere ich jedes Jahr einen Künstlerball, eine ganz tolle Fete mit Musik, Buffet, Bar und so. Leider fehlte mir dieses Jahr eine rassige Bardame. Da kam mir die Idee, meinen Freund Theo als Servierdüse einzukleiden und ihn für unser Fest anzuheuern. Also, glauben Sie mir, wenn ich gewusst hätte, auf was das hinausläuft, hätte ich’s gelassen. Auf alle Fälle, ich schneie bei Theo und seiner Frau Nelly herein, bringe pro forma ein Geschenklein zum 1. Hochzeitstag mit und kann Theo wirklich dazu bringen, sich Kleider des Dienstmädchens Mathilde anzueignen und beim Fest mitzuhelfen. Aber, eben: Nelly musste just am gleichen Abend an einen Kongress nach Luzern, Mathilde kümmerte sich um ihre kranke Schwester in Birmensdorf und das kleine Rotzerchen, Jürgli oder wie es heisst, wäre unbeaufsichtigt zuhause geblieben.

Jä nu, was blieb mir anderes übrig, als Theo ans Fest zu schicken und bis Mathilde wiederkam, auf Jürgli aufzupassen? Sie, ich sage Ihnen, wenn ich gewusst hätte, dass die vertrackte Mathilde erst am nächsten Tag wiederkommt, ich hätte sofort reissaus genommen. Ich sitze also mit dem Kleinen auf dem Sofa, ziemlich sauer, ist ja klar, und warte auf das Dienstmädchen. Aber was glauben Sie, wer statt der Mathilde „ankloppert“, wie sich der kanadische Archibald auszudrücken pflegt? Genau selbiger. Mit Kind und Kegel. Mitten in der Nacht. Ich frage Sie jetzt in Treu und Glauben: Was hätten Sie gemacht? Eben, ich hab’s auch nicht gewusst. Aber ehe ich mich versah, hatten mir die Kanadier meine Rolle schon gegeben. In deren Augen war ich nämlich der Dr. Schröder, der mit ihrem Nelly die Wohnung teilt. Na gut, ich gebe ja zu, dass ich den Arztkittel von Theo anhatte. Aber nur, weil mich der kleine Jürgli vollgerotzt hat. Nebenbei, dank meinem arztmässigen Aussehen machte ich auch gleich die Bekanntschaft mit Fränzi, der Tochter von Mathilde. Hach, ist das ein Herziges! Aber das gehört jetzt nicht hierher. Wo war ich stehengeblieben? Ah ja: Also die Kanadier quartierten sich dann einfach ein, ohne mich zu fragen. Ich hab‘ wirklich versucht, sie wieder rauszuschmeissen, aber die wollten einfach nicht! Und vor allem Toby, dieses kanadische Wickelkind, das sich nur für Tiefseefische interessierte, stempelte mich einfach zu seinem Diener ab. Was soll ich sagen? Ich wollte ja auf keinen Fall verraten, dass Theo und Nelly verheiratet sind und sogar schon einen Nachfolger haben, und so hab‘ ich halt gute Miene zum bösen Spiel gemacht. Ich führte mich wohl oder übel als Doktor auf, erklärte, dass der Theo (der ja gegen den Morgen als Mathilde verkleidet nichtsahnend reinplatzte) unser Dienstmädchen sei und ich als Dr. Schröder die Wohnung mit Nelly teile, und brachte sonst noch einiges durcheinander. Furchtbar, sage ich Ihnen! Am Schluss ging’s mir fast so wie der Mathilde, die plötzlich von sich behauptete, sie sei gar nicht auf der Welt. Natürlich hat Nelly auch fast der Schlag getroffen, als sie am nächsten Tag heimkam und ich ihr die neue Lage klarmachen musste.

Aber dann hat mein Freund Theo Nerven bewiesen, weil der Archibald sich in ihn verliebt hat und…

Aber hee! Alles will ich Ihnen doch nicht verraten. Aber ich mache Ihnen einen Vorschlag: Besuchen Sie doch eine unserer Aufführungen. Wir zeigen Ihnen dann, wie wir uns aus einer solch verfahrenen Situation rausbeineln.