„Lappi, tue d'Auge uf!“ im Friesenberg

Nach einem Unterbruch von einem Jahre ist die Friesenberger Theatergruppe am Samstag wieder erstmals an die Öffentlichkeit getreten – vor ihr Stammpublikum, das – wie gewohnt – die letzten Plätze des Neuen Friesenbergsaales besetzt hielt. Und die Aufführung ihrer neuen Dialektkomödie gestaltete sich nicht nur zu einem viel applaudierten Wiedersehen mit diesen begabten Laienspielern, die sich ungeachtet moderner Strömungen die Pflege des guten Volkstheaters unentwegt auf ihr Banner geheftet haben; die erfolgreiche Premiere wurde auch zu einem verspäteten Geburtstagsgruss für den fruchtbaren Autor Kaspar Freuler, der vor Jahresfrist 75 geworden ist, und – mit Wehmut vermerken wir es – zum Totengedenken seines Mitarbeiters H. Jenny-Fehr, der vor einigen Monaten zu Grabe getragen wurde.

„Lappi, tue d'Auge uf!“ betitelt sich der überaus lustige, 1948 entstandene Dreiakter des famosen Glarner Autorengespanns, das man etwa mit Recht die schweizerischen „Arnold & Bach“ nennt. Und wenn unsere Landsmänner auch nicht mit dem Verwechslungsklamauk ihrer Berliner Vorbilder konkurrieren können und wollen, so bieten sie doch mehr als blosse Dilettantenstücke. Bodenständigkeit, von Herzen kommende Fröhlichkeit, echte Sentimentalität sind ihre Anliegen, die sich aus einem geschliffenen Dialog heraus entwickeln.

Trefflich dargestellt in seiner gutmütigen Poltrigkeit war der verwitwete Chilepuur, dem man unbedingt eine zweite Gattin ins Haus schaffen will. Denn der närrisch-quecksilbrige Viehhändler Hilari, sein Gegenspieler – in vielen Momenten an den grossen Volkskomiker Pallenberg erinnernd – weiss auch Frauen „an den Mann“ zu bringen. Die von ihm portierte Frau Gygax, die sich zuerst „haushälterisch“ gibt, um später alles an sich zu reissen, ist ebenfalls danach: eine Hetäre, wie sie keifender nicht verkörpert werden könnte. Und ihr mitgebrachter Sohn, ein Swingboy par excellence, der sich nachher sogar als gemeiner Dieb entpuppt, steht ihr in der Glaubwürdigkeit des Spiels in nichts nach. Zum Glück ist die „gfreutere“ Jugend gleichfalls vertreten: des Chilepuurs Töchterlein, ein liebenswertes Mädchen, fein charakterisiert, und der junge, sympathisch gezeichnete Knecht, die endlich zusammenkommen können, nachdem Hilari und das Mutter-Sohn-Pack schliesslich hinausgeworfen werden.

Dass es zu diesem guten Ende kommt, dazu tragen in erster Linie der fabelhafte Altknecht des auch flott Regie führenden Leo Seidl, der das Erbe des Charakterkomikers Hegetschweiler würdig verwaltet, und die hinreissend-resolute Magd Rosine, die sich mit ihren immerhin 70 Jahren freilich etwas gemächlicher geben dürfte, wesentlich bei. Diese beiden Lachstürme entfesselnden Typen und die knappe, aber prägnante Studie des Tierarztes runden das heitere Geschehen zu einem gelungenen Theaterabend.

Die Aufführungen, deren Reingewinn diesmal der Gemeindekrankenpflege Wiedikon zufliesst, werden am 19. sowie am 23., 26. und 27. Oktober wiederholt.