Theatergruppe Friesenberg

Die Theatergruppe Friesenberg scheint sich im Laufe der Jahre einen grossen Freundeskreis erworben zu haben — wenn sie ein neues Stück aufführt, erscheinen nicht nur Leute aus der Umgebung, es kommen auch Leute von weither, die früher einmal im Friesenberg gewohnt haben und dann fortgezogen sind. So gelingt es dieser Theatergruppe jedesmal, den grossen neuen Friesenbergsaal fast bis zum letzten Platz zu füllen. Das war auch diesmal wieder so, als die Komödie von Kaspar Freuler „Lappi tue d Auge uf“ gespielt wurde. Freuler ist ein bienenfleissiger Verfasser von Dialekt-Komödien, er besitzt nicht gerade einen eleganten Stil oder einen blendenden Humor, seine Stücke sind gewissermassen mit aufgekrempelten Hemdärmeln geschrieben, aber sie gefallen durch ihre Einfachheit und eignen sich für Laien-Aufführungen sehr gut.

Das Stück „Lappi tue d Auge uf“ dreht sich um einen Bauern, der noch einmal heiraten möchte, oder sich mindestens leicht dazu überreden lässt, obwohl seine Tochter den Knecht Hans liebt und ihn heiraten will. Durch einen aalglatten Vermittler erscheint nun die Frau Gigax als Eheanwärterin auf dem Hof, und später taucht auch ihr Sohn auf. Sie ist ein affektiertes Frauenzimmer, er könnte direkt aus einer Niederdorfbar stammen. Der Bauer lässt sich von Frau Gigax einwickeln, dann aber stiehlt ihr Sohn ihm Geld, wird überführt und der Bauer wirft beide in letzter Minute — das Hochzeitsessen ist schon bestellt — hinaus. Dafür können jetzt das Töchterchen und der Knecht Hans mit einer baldigen Heirat rechnen.

Das Stück hat also keine grossen dramatischen Verwicklungen und keine glitzernden Einfälle, es ist aber recht lustig und gefällt: der Saal hallt wider von fröhlichem Gelächter. Leo Seidl hat das Stück flüssig inszeniert und führt auch die Gestalten gut. Die Darsteller geben sich, nachdem sie zuerst ein sehr heftiges Lampenfieber überwinden mussten, die grösste Mühe und spielen hübsch. Die einzelnen Gestalten sind kräftig gezeichnet, so der Bauer, dann der aalglatte Verkäufer und Vermittler, recht originell der Knecht Heini, die beiden jungen Männer, und sehr liebenswürdig und überraschend frei im Spiel die Tochter Gritli. Lediglich Frau Gigax vermag nicht ganz zu überzeugen; zwar spricht und spielt sie gut, aber sie chargiert zu sehr, sie übersteigert das affektierte Wesen der Frau zur Karikatur. Hier muss ein wenig gedämpft werden. Im ganzen aber verdienen die Amateurschauspieler ein Lob — und dass die Theatergruppe Friesenberg den Reingewinn der Gemeindekrankenpflege Wiedikon zufliessen lässt, sei mit Anerkennung festgehalten. Nächste Aufführungen: Mittwoch, 23. Oktober, und Samstag, 26. Oktober.