„Details sind im Theater das Salz in der Suppe“

Seit der Saison 2019 steht die Profiregisseurin Brigitte Schmidlin am Bühnenrand der Theatergruppe Friesenberg. Mit viel Herzblut, Erfahrung und Humor versteht sie es, die Schauspielerinnen und Schauspieler zu Höchstleistungen anzuspornen. Im Interview erzählt sie, welchen Stellenwert für sie das Theater hat, worauf sie ihren Fokus legt und weshalb ihr Details so wichtig sind.

Brigitte Schmidlin bei der Regiearbeit während einer Probe.


Brigitte, du führst seit mehreren Jahren bei uns Regie. Wie bist du damals zu uns gestossen?

Eure ehemalige Regisseurin Giannina Masüger ist eine Kollegin von mir. Sie fragte mich an, ob ich im November 2017 nicht einen Spielerkurs mit euch durchführen würde. Das habe ich dann auch getan und der Workshop hat mir – und ich glaube auch euch – viel Spass gemacht. Als Giannina dann ihre Regiearbeit wegen eines anderen Engagements abgeben musste, fragte mich eure damalige Präsidentin Uschi an. Und jetzt habt ihr mich an der Backe.


Worauf legst du als Regisseurin den grössten Fokus?

Mir ist wichtig, dass sich alle wohlfühlen und ihre Talente ausleben können. Für die Spielerinnen und Spieler ist es ein Hobby, ein Ausgleich zur Arbeit. Darum soll das Theaterspielen in erster Linie Freude machen. Aber natürlich sind wir sehr ambitioniert. Ich versuche eine gute Balance zwischen Spass und Ernsthaftigkeit zu finden. Und ich denke, dass gelingt uns ganz gut.


Was gefällt dir an deiner Regiearbeit bei der TGF?

Ganz klar: Die Menschen. Alle sind top-motiviert und haben ein gemeinsames Ziel. Alle ziehen an einem Strang und wollen ein gutes Theaterstück auf die Beine stellen. Nicht nur die Schauspielerinnen und Schauspieler, sondern auch die vielen Leute, die im Hintergrund mit Leidenschaft dabei sind. Ich schätze das mir entgegengebrachte Vertrauen sehr.


Das klingt toll. Aber Hand aufs Herz: Womit bringen dich die Spielerinnen und Spieler zur Verzweiflung?

Bis jetzt haben sie es noch nicht geschafft. Ich bin da sehr resistent. (Lacht) Was ich aber nicht mag sind Probeabsenzen. Insbesondere je näher die Premiere rückt. Spannend wäre, womit ich die Spieler zur Verzweiflung bringe…


Vielleicht mit der Versessenheit auf Details?

Gut möglich. Details sind mir sehr wichtig, denn ohne sie wird das Theater beliebig. Details, ob bei Kostümen, dem Bühnenbild oder eben beim Spiel, sind das Salz in der Suppe. Bei Komödien ist aber auch das Timing sehr wichtig. Aber trotz diesem engen Korsett ist Spontanität wichtig und zumindest der Pfeffer in der besagten Suppe.



 
Du hast an den Proben jeweils schon ein genaues Bild, wie du dir das Stück vorstellst, sei es bei den Rollen, den Gängen oder auch beim Bühnenbild. Wie bereitest du dich auf die Proben vor?

Ich lese das Stück gefühlt 100-mal. Nachher befasse ich mich mit dem Bühnenbild. Dann spiele ich jede Szene mit allen Rollen innerlich durch. Ich versuche mir alles vorzustellen – manchmal sieht es in meinem Kopf besser aus als nachher auf der Probe, aber meistens passt es. Natürlich dürfen auch die Spielenden ihre Ideen einbringen. Ich habe kein Problem, wenn es nicht so ist, wie ich mir es vorgestellt habe. Es muss einfach gut werden.


Du bist selber auch Schauspielerin und warst schon mit Walter Andreas Müller oder Hanna Scheuring auf der Bühne. Was reizt dich an der Arbeit mit Amateuren?

Ich arbeite immer gerne mit Menschen. Nur weil ihr nicht Walter Andreas oder Hanna heisst, seid ihr ja nichts anderes. Ok, abgesehen vielleicht von der Gage. ;-)


Du führst u.a. auch Regie beim Flüchtlingstheater Malaika sowie bei den „Schrägen Vögel“, einem Theaterprojekt für Randständige. Wie wichtig ist dir der soziale Aspekt?

Sehr wichtig. Ich bin sehr behütet aufgewachsen und dankbar dafür. Ich wollte etwas zurückgeben deshalb habe ich beim Flüchtlingstheater Malaika angefangen. Diese integrative Zusammenarbeit ist sehr Geist und Herz öffnend, weckt bei allen Mitwirkenden und auch Zuschauenden Emotionen und Verständnis. Es ist sehr bereichernd für alle.

Auch bei den „Schrägen Vögel“ ist es schön zu sehen, wie das Theater Menschen, die nicht nur die Sonnenseite des Lebens kennen, Halt gibt. Es kann ihnen ihre Alltagssorgen etwas vertreiben.


Stefan, einer deiner Brüder, kennt man als „Schmidi“ von den Schmirinskis. Liegt bei eurer Familie Theater und Komik im Blut?

Ich habe drei Brüder – ich arme ;-). Der Humor war sicher immer wichtig bei allen, aber die Berufswege führten in verschiedene Richtungen: Vom Ingenieur über den Finänzler bis zum Skulpteur – was Schmidi jetzt ist – ist alles vorhanden.


Auch dein Mann, Kamil Krejci, ist ein bekannter Name in der Szene. Sprecht ihr zuhause nur über Theater?

Wir sprechen sehr viel über Theater – wir haben auch schon in vielen Produktionen zusammengearbeitet. Auch unser Sohn stand schon mit uns auf der Bühne. Arbeit und Freizeit sind da oft sehr fliessend. Kamil schaut auch die Textfassungen für die Theatergruppe Friesenberg an und einige der Lacher gehen dann auch immer auf sein Konto.