Jakob Steblers „Föif Cherzli“ noch immer wirkungsvoll

Zur vielbeachteten Aufführung der Theatergruppe Friesenberg Zürich: „Föif Cherzli“, Mundartschauspiel in 6 Akten von Jakob Stebler. Szenenbild aus dem 3. Akt: Direktor Markstetten will die Briefe, die seine Sekretärin Silvia seinem Nachfolger Burgener schrieb, verbrennen, um so die grundlose Eifersu

Dass Jakob Stebler nicht nur Schwankstimmungen erzielen will, sondern gelegentlich auch in die Tiefen des leidenden und um ethisches Niveau ringenden Menschengemütes greift, wurde uns selten so bewusst wie beim Anhören seines abendfüllenden Mundartschauspieles „Föif Cherzli“. Wir hatten daran schon Ende 1953 bei der Uraufführung durch den Dramatischen Verein Altstetten unsere Freude. Gewiss hat der Verfasser bei der Charakterzeichnung die Schwarzweissmalerei nicht ganz vermieden, und das symbolische Finale kommt für unser Gefühl etwas gar zu unvermittelt. Aber wiederum wurden wir in den Bann dieses dem Autor selber am Herzen liegenden Stückes gezogen, als wir es Ende September unter der Regie von Leo Seidl durch die Theatergruppe Friesenberg im dortigen, zu Zürich gehörenden Kirchgemeindehaus aufgeführt sahen. In zwei lichten Interieurs wurden schauspielerisch sehr befriedigende Leistungen geboten, die während der Gastspielvorstellung in den Lungenheilstätte Davos-Clavadel auch den dortigen Patienten nachhaltigen Eindruck gemacht haben dürften. Es waren namentlich die charakterlich anrüchigen Figuren, die mit einem Unterton von Ironie erstaunlich lebensecht markiert wurden, so diejenige des polternden Nachbars Moser und des von keinen Gewissenskrupeln gebissenen, erpresserischen Sohnes des Direktors Burgener, der allzu unmännlich interpretiert wurde. Starken Eindruck hinterliess die der Heiterkeit nicht entbehrende, scharfumrissene Darstellung der schnippisch-herzlosen, in ihrem eifersüchtigen Egoismus an den seelischen Werten blind vorbeitappenden „exotischen“ Frau dieses Auslandschweizers, der das Glück verscherzt, an der Seite der verinnerlichten Jugendfreundin Silvia ein gehaltvolles Familienleben zu führen. Schlagartige dramatische Effekte vermitteln der Selbstmordversuch und der Auto-Unfall der Madame Burgener, deren innere Wandlung der Zuhörer nur indirekt miterlebt.