Von der Bühne ans Regiepult

Interview mit Schauspieler Edi Huber

Freundlich, aber bestimmt: Edi Huber hat als Regisseur Auge für das Wesentliche.

Hochbetrieb im Kirchgemeindehaus: Die Theatergruppe Friesenberg (TGF) feier heuer ihren 50. Geburtstag. Zurzeit steckt man mitten in den Proben zum neuen Stück „D’Junggsellestüür“. Regie führt wieder der bekannt Schweizer Theatermann Edi Huber. Jahrzehntelang stand er selber als Schauspieler in unzähligen Stücken auf der Bühne. Vor gut sechs Jahren hat er „die Fronten gewechselt“.

Edi Huber, was ist das für ein Gefühl, nicht auf, sondern vor der Bühne zu stehen?

EDI HUBER: „Ich fühle mich wie ein Fussballtrainer: Man versucht verzweifelt, den Spielern klarzumachen, was man will. Ich bin deshalb auch bei den Vorstellungen nicht dabei. Ich tigere im Foyer herum, höre mit einem Ohr zu und hoffe, dass alle begriffen haben, was man ihnen beibringen wollte.“

Welches sind die grössten Probleme mit Laienspielern?

EDI HUBER: „Das Wichtigste ist, dass sie normal reden, keine Betonungen, nichts Gestecktes. Und dass sie nicht mit den Händen fuchteln, sondern ruhig dastehen. Der Unterschied zu den Profis liegt darin, dass Laien ein ganz anderes Leben führen: Sie haben ihren Beruf, der sie den ganzen Tag fordert: Wenn sie also abends an der Probe nicht so textsicher sind, kann ich ihnen das nicht übernehmen. Ein Profil kann den ganzen Tag lernen.“

Was gefällt Ihnen besser – selber spielen oder Regie führen?

EDI HUBER: „Eigentlich mach ich beides gleich gern. Ich habe vor gut sechs Jahren mit der Schauspielerei aufgehört. Diesen Schritt hatte ich mir aber lange vorher gut überlegt. Deshalb fehlt mir die Schauspielerei nicht.“

Welche Rolle war Ihnen die liebste?

EDI HUBER: „Ich habe alles gern gespielt. Die Rolle als Homosexueller im Stück „Der müde Ehemann“ hat mir besonders gefallen. Offenbar war ich gut, denn nachher meinten alle, ich sei schwul.“

Haben Sie manchmal Lampenfieber?

EDI HUBER: „Im erträglichen Mass, das hat jeder. Aber wenn ich weiss, dass ich gute Arbeit geleistet habe – auch als Regisseur –, gibt es keinen Grund mehr für übertriebenes Lampenfieber.“

Lassen Sie bei der Regiearbeit mit sich diskutieren?

EDI HUBER: „Nein, auf keinen Fall. Autorität muss sein, sonst wird nichts aus dem Stück. Ich habe schliesslich meine genauen Vorstellungen, und an diese müssen sich die Spieler halten.“

Hätten Sie Lust, einmal ein Stück zu schreiben?

EDI HUBER: „Dialektbearbeitungen habe ich einige gemacht, zum Beispiel „Die Eule und das Kätzchen“ mit Ursula Schaeppi oder „Viola“ mit Yvonne Kupper. Wenn ich eine zündende Idee hätte, würde ich sofort ein Stück schreiben.“

Geschrieben haben Sie ja schon: Sie waren Kolumnist bei einer Zürcher Quartierzeitung.

EDI HUBER: „Ja, und offensichtlich haben meine Kolumnen den Leuten gefallen. Es gibt sogar ein Buch mit den gesammelten Texten. Es heisst: „Edi Huber“ und ist im Wölund-Verlag, Klausstrasse 33, 8008 Zürich, erschienen.“

Herzlichen Dank fürs Gespräch!