Theatergruppe Friesenberg

Es ist erfreulich, dass in unserer Stadt das Laienspieltheater noch immer eine sehr aktive und gediegene Pflege erfährt und zur Erhaltung und Belebung eines guten Quartiergeistes so viele einsatzfreudige Kräfte, auch jugendliche, zu mobilisieren vermag, wie das am vergangenen Samstagabend die Theatergruppe Friesenberg eindrücklich demonstriert hat. Unter der Leitung von Leo Seidl gelangte das fröhliche Zürcher Dialekt-Lustspiel „D'Mietskaserne“ in einer Neubearbeitung des bekannten Zürcher Schriftstellers und Dramatikers Paul Wehrli zur erfolgreichen Erstaufführung. Schauplatz der Handlung ist das Treppenhaus einer stadtzürcherischen Mietskaserne in einer mittleren Etage, wo sich während drei Akten in einem turbulenten Geschehen von nie abreissender Spannung und köstlichem Humor 20 Personen, darunter die benachbarten Etagenbewohner samt Kindern, begegnen, befehden und zuletzt verbrüdern, um den bösen Dämonen, die eine zeitlang in diesem Hause Verwirrung und Zwietracht stiften, Herr zu werden. Diese Dämonen werden verkörpert durch die intrigante und zungenfertige Schneiderin, Fräulein Bänteli, die junge Burschen in ihr Garn lockt, um ihre ewig defekte Nähmaschine zu reparieren, und anderseits ist es der dem Schnaps frönende Bauarbeiter Altdorfer, der nicht nur Frau und Kind tyrannisiert, sondern im Rausch alles zusammenschlägt, was ihm unter die Hände kommt, bis er seine Meister in den beiden Etagennachbarn, dem Pöstler Moser und dem Bänkler Meier, findet. Diese beiden Jasskameraden haben sich nach einem bösen Krach am Samstagnachmittag abends im Wirtshaus wieder versöhnt, um dann den verpassten Samstagjass mit ihren wackeren Ehefrauen beim sonntäglichen Morgenkaffee nachzuholen. Eine sympathische Mittlerrolle von vornehmer und humaner Gesinnung spielt der Hausarzt Dr. Hasler, und nicht ohne Rührung ist die Episode des heimatlosen Italieners Rico, der trotz den Fallstricken der Schneiderin seine Trudy und damit auch eine Heimat findet. Das Ganze: eine warmherzig gestaltete und erfindungsreiche Komödie von scharfer, realistischer Beobachtungsgabe und humorvoller Charakterisierung menschlicher Eigenarten und Schrullen, wie zum Beispiel im Zigarrenhändler Bleuler, ein buntes Mosaik von Mietern, wie sie nur das Leben selber zusammenmischt. Und sie verleugnet auch diesmal ihren Verfasser keineswegs auch darin, dass durch alles Possenhafte eine positive Lebensgesinnung durchschimmert, der Glaube an die Kräfte des Guten und Wahren, und eine unaufdringliche, sehr diskrete pädagogische Neigung die vielseitig verwobenen Fäden der Handlung lenkt und zum überzeugenden Happy-End hinsteuert. Wiederholungen finden statt am Samstag, dem 7. Oktober, am Mittwoch, dem 11. und am Samstag, dem 14. Oktober, 19.30 Uhr, wobei der Reinertrag für den Zürcher Zoo bestimmt ist.