„E tolli Familie“

Dialektaufführung der Theatergruppe Friesenberg

Dass in unserm technisierten Zeitalter, in dem sogar das Fernsehen dem dominierenden Kino den Rang ablaufen will, sich eine Schar spielfreudiger Idealisten 15 Jahre – und hoffentlich noch lange! – zu halten vermag, um immer wieder mit gutem Volkstheater vor das Publikum zu treten, das darf ruhig einmal „öffentlich“ verzeichnet sein, und auch die Tatsache, dass die Theatergruppe Friesenberg ihre Reingewinne stets wohltätigen Institutionen – diesmal kommt er dem Mütter- und Säuglingsheim Pilgerbrunnen zu – zufliessen lässt; was für die Zeit ihres Bestehens allein die respektable Summe von 10'000 Franken ausmacht.

Nun, diesem guten Zweck zuliebe würde man auch eine schlechte Aufführung entschuldigen. Aber der Kritiker darf seine hohe Tonart guten Gewissens beibehalten: die Friesenbergler verstehen trefflich zu spielen, einen gesunden Ensemblegeist zu pflegen und – was bei Laienbühnen gar nicht so selbstverständlich wirkt – mit Geschmack originelle Stücke auszuwählen. Heuer ist die Wahl auf den ergötzlichen Schwank „E tolli Familie“ von Wempner und Brenner gefallen, über dessen erfolgreiche Aufführungen durch den Dramatischen Verein Oerlikon wir in unserm Blatt berreits einlässlich berichtet haben.

Jetzt ist diese (ursprünglich deutsche) „Tolli Familie“ in den neuen Friesenbergsaal umgesiedelt und an der samstäglichen Premiere, die ausverkauft war, wurde man nochmals Zeuge der lustigen Verstrickungen, welche ein „doppelt“ vermietetes Zimmer ergab: eine junge Dame, die tagsüber ihrem Beruf nachgeht, und ein Nachtarbeiter, welcher seiner verdienten Ruhe am Tage pflegen muss, schlafen nacheinander im gleichen Bett! Und die beiden, die überhaupt nichts voneinander wissen sollten, kennen sich überdies... Man muss sich das selber ansehen!

Unnachahmlich in Maske und Spiel war der auch um flotten Handlungsablauf besorgte Leo Seidl als August Döbeli. Eine Mischung zwischen Emil Hegetschweiler und Paul Henckels. Mütterlich-versöhnlich, selbst im härtesten Aufeinanderprallen, seine Gattin. Dann Jäger senior, ein wirklich charmanter Vater, den man freilich noch etwas auf „älter“ zurechtmachen müsste. Klaus, sein Sohn, ein männlich wirkender Liebhaber, der seine Lisa, ein frisches, herzgewinnendes Mädchen, allen Schwierigkeiten zum Trotz heimführt. In ihr dezentes Zusammenspiel schlich sich kein falscher Ton.

Die Inhaber der Nebenrollen mögen sich mit einem Gesamtlob begnügen, in welches das behagliche Interieur einer gutbürgerlichen Wohnstube der Ausstattungsfirma Alb. Isler miteingeschlossen sei. Das Publikum, das mit reichem Beifall und Blumenspenden nicht kargte, unterhielt sich ausgezeichnet. (Die Aufführungen werden am 4., 8. und 11. März wiederholt).