„Em Willi si Frau“

Dialektaufführung der Theatergruppe Friesenberg

Man wirft unseren dramatischen Vereinen gelegentlich vor, dass sie sich bei der Wahl ihrer Stücke zu wenig auf Eigengewächs besännen. Soweit dies die bayerischen Wildererdramen betrifft, mag dieser Einwand seine Berechtigung haben. Da aber gute Lustspiele in einfachem Rahmen bei uns eher rar sind, kann man der Theatergruppe Friesenberg nicht gram sein, dass sie diesmal auf ein deutsches Erzeugnis zurückgegriffen hat. Denn diese fröhliche, in ihrer Schwanktechnik an Arnold und Bach geschulte Familiengeschichte von M. Reimann und O. Schwartz (Dialektfassung: Max Ritter) kommt mit einem Minimum an Ausstattung und Personal aus. Und doch lässt die Spannung durch alle drei Akte nie nach, und das Publikum, das die letzten Stühle des Kirchgemeindehauses besetzt hielt, kam aus dem Lachen nicht heraus.

Vom Inhalt zuviel zu verraten, hiesse die Besucher der Wiederholung vom nächsten Samstag um ihre Überraschung bringen. Das Gerüst der geschickt aufgebauten Handlung: Ein bäuerlicher Vater, der seine „städtische“ Schwiegertochter nicht anerkennen will, obwohl er sie von Angesicht nicht kennt. Unter einem Vorwand wird sie ihm ins Haus geschmuggelt, und nun entwickeln sich die tollsten Situationen. Die Zuschauer sind von allem Anfang an im Bilde; die auf der Bühne ahnen nichts... Höchstens der prächtige Schwager Theophil, eine vollsaftige Komödiantenfigur, der mit dem störrischen Meierhofer (in der ausgezeichneten Charakterdarstellung des Spielleiter Leo Seidl) in stetigem Widerspruch liegt, weiss um die Irrungen und Wirrungen. So feiert die Schadenfreude höchste Triumphe! Herzenstöne schlägt „Willis Frau“ an, derentwegen sich die drolligen Verwechslungen entspinnen. In ihrer Nuancierung ragt diese schauspielerische Leistung über das bloss Dilettantische hinaus. Nachhaltigen Eindruck hinterlässt auch der hin- und hergerissene Willi, der bei der Versöhnung mit seinem stierköpfigen Vater eine ganz grosse Szene hat. Erfreulich unsentimental agiert das zweite Liebespaar Trudi - Ehrich, letzterer freilich ein etwas jugendlich wirkender „Doktor“. Gutmütig koldernd poltert der Viehhändler Schimmelmann über die Bretter; voll ansteckender Lustigkeit, deren man nie müde wird. Schliesslich runden die gutgezeichneten Chargen der ewig keifenden Magd Kathrin und des sympathisch-einfältigen Knechtes Franz das flotte Spiel zu einem verdienten Erfolg, so dass man vergnügt schmunzelnd den Heinweg antritt.