Theatergruppe Friesenberg: „Eidgenoss Chrättli“

Der Inhalt: Chrättli, ein biederer Spezierer, nimmt zwar kräftig Anteil am politischen Geschehen — aber weniger durch Taten denn als wacker schimpfender Zeitgenosse. Immerhin hat er einmal auf eigene Faust eine Eingabe an den Bundesrat gerichtet. Da landet eines Tages ein Telegramm im Haus und wirkt wie eine Bombe. Chrättli wird, sage und schreibe, vom Bundesrat nach Bern eingeladen; dort soll er persönlich, als anonymer Vertreter des Schweizervolkes, seine Begehren vorbringen! Grosse Aufregung über diese Ehrung herrscht im Haushalt Chrättlis. Weitere Aufregung, diesmal anderer Art: Judith, die Tochter Chrättlis, und Jules Schmalenbach stehen vor der Verlobung. Jules ist aber ein launiger Filou, der sogar vor einem Griff in die Ladenkasse nicht zurückschreckt. Der Diebstahl wird entdeckt. Eva, die Verkäuferin bei Chrättlis wird verdächtigt und muss ihre Stelle schmählich verlassen. Inzwischen ist Chrättli mit geschwellter Brust nach Bern gereist. Was ihm hier widerfährt, wie er sogar in den Ruf eines leichtsinnigen Don Juan kommt, das sei nicht verraten. Nur soviel sei gesagt, dass sich das Publikum königlich amüsiert. Unser Held aber bricht entschlossen seinen Berner Besuch ab und eilt in Gewaltmärschen heimwärts, um Ordnung zu schaffen. Das ist nicht leicht. Aber es gelingt und der Ehefrieden zieht wieder bei Chrättlis ein. Anderseits wird der miese Jules entlarvt und muss kläglich das Weite suchen. An seiner Stelle darf der brave Ueli die Judith heimführen. Auch Eva und ihr Liebster werden ein trautes Paar. Chrättli endlich kommt zur Erkenntnis, dass es gilt, Freiheit und Demokratie zuallererst im eigenen Haus zu verwirklichen.

Josef Villiger, der Autor, hat eine gediegene Dialekt-Komödie geschaffen, in der Humor, Ernst und Spannung ausgiebig zur Geltung kommen, und welche das Repertoire unserer Volksbühnen nur bereichern kann. Das Publikum ging, wie gesagt, mit grossem Vergnügen mit, spielt doch der „Eidgenoss Chrättli“ in unseren Tagen; und der Autor nimmt bei seinen aktuellen Anzüglichkeiten kein Blatt vor den Hund. Leo Seidl, der als Jules eine eindrückliche Charakterstudie bietet, hat das Stück ausgezeichnet inszeniert. Eine runde, ausgefeilte Leistung präsentiert der Darsteller des Chrättli; auch die Darstellerin von Chrättlis Frau steht diesem an Lebensechtheit nicht nach. Aber auch die übrigen Darsteller verdienen für ihren schönen Einsatz nur Lob. — Die Vorstellung vom 16. April war ausverkauft und der Beifall von grosser Herzlichkeit. Das Stück wird am 23. April im Kirchgemeindehaus Friesenberg wiederholt. Der Reinertrag ist für das Mütter- und Säuglingsheim „Pilgerbrunnen“ bestimmt.