„Der Saison-Abbruch wegen Corona war für uns alle hart“

2020 wurde unsere Produktion der Komödie „Häsch en Vogel?“ wegen der Covid-19-Pandemie jäh gestoppt. 2022 wird die TGF das Stück wieder aufnehmen. Im Interview erzählt Atréju Diener weshalb, und wie er auf die Idee zu diesem Stück kam.

Schauspieler und Autor Atréju Diener

Ati, im März 2020 hat die TGF deine Komödie „Häsch en Vogel?“ gespielt. Wie bist du auf das Stück gekommen?

Angefangen hat alles mit Fridolin. Das ist der Papagei der Werbeagentur. Ich habe mal ein Stück gelesen, in dem ein Wellensittich vorkommt und jeweils die gleiche Melodie pfeifft, wenn jemand den Raum betritt. Das fand ich witzig. Aber ein Papagei der spricht, hat natürlich noch viel mehr Potenzial für eine lustige Geschichte, da er Wörter aufschnappen und im falschen Moment wiedergeben kann. Ein Papagei als Running Gag war also meine erste Idee.

Ein sprechender Papagei alleine ergibt aber noch keine Geschichte.

Das ist so. Mir gefallen Theaterstücke, in denen man als Zuschauer von der ersten Sekunde an gefesselt ist. Ich wollte also mit einem Knall beginnen. Und da tauchte die Idee mit der missratenen Flucht der beiden Bankräuber auf. Mit dieser Grundidee entwickelte sich die Geschichte.

Wie lange hat das Schreiben gedauert?

Von der ersten Idee bis zum fertigen Stück dauerte es in etwa ein Jahr. Ich hatte sehr schnell die ersten vier Szenen geschrieben – und hatte dann meine erste Blockade. Da ich noch nie ein eigenes Stück geschrieben hatte, ging ich auf Enrico Maurer vom Breuninger Verlag zu. Er fand die ersten Szenen gut und ermutigte mich weiterzumachen. Gleichzeitig gab er mir aber auf den Weg mit, dass ich erst den Plot, sprich die ganze Geschichte, durchdenken und aufschreiben sollte. Und erst dann mit dem Schreiben der Szenen beginnen soll.

Und hast du den Tipp befolgt?

Natürlich, wenn auch erst etwas mürrisch. Denn so einen Plot zu schreiben, ist eine mühsame Arbeit. Aber ich merkte schnell, dass diese Pflichtaufgabe sehr wichtig war, da die Kür, sprich die Dialoge zu schreiben, danach viel einfacher von der Hand ging. Und ich hatte dank des Plots schon früh eine gute Schlusspointe. Das war mir auch wichtig.

Wer durfte das Stück als erster lesen?

(Lacht) Meine Frau Manuela. Sie ist mein Testpublikum. Ich sitze dann jeweils neben ihr wie ein Schulbub und schaue, bei welchen Pointen sie lacht und bei welchen nicht. Ich gab das Stück aber auch noch Rolf Brunold, der ja mit „Bisch sicher?“ schon eine äusserst erfolgreiche Komödie geschrieben hat. Und auch unsere Regisseurin Brigitte Schmidlin sowie Verleger Enrico Maurer haben die erste Fassung gelesen. Sie alle haben mir wichtige Hinweise und Ideen gegeben, wie man das Stück noch verbessern konnte. Dafür bin ich sehr dankbar.

War nach der Fertigstellung sofort klar, dass die TGF das Stück aufführt?

Nein, und da bin ich auch sehr froh. Wir haben es wie jedes Jahr gemacht: Wir haben zahlreiche Stücke gele­sen und dann bewertet. „Häsch en Vogel?“ kam dabei sehr gut an, und am Ende entschied sich die Stückwahlkommission dafür.

Die Uraufführung ging im letzten März über die Bühne. Aber nach drei Vorstellungen kam wegen Corona das Aus. Hat dich das geschmerzt?

Natürlich. Aber weniger, weil es mein Stück getroffen hat. Vielmehr war es schade wegen der monatelangen Vorbereitung. Das betrifft nicht nur die vielen Proben, sondern auch alles rundherum wie Bühnenbau, Technik und Gastronomie. Und natürlich tat es mir für die zahlreichen Besucher leid, die sich auf die Vorführungen gefreut haben und dann das Stück doch nicht sehen konnten. Dieser Abbruch wegen Corona war für uns alle hart.

Ihr habt euch aber entschieden, „Häsch en Vogel?“ wiederaufzunehmen.

Genau. Der Vorstand traf sich noch an dem Abend, als klar war, dass die Produktion abgebrochen werden musste. Und wir entschieden uns ziemlich schnell dafür, die Komödie nochmals aufzunehmen. Die Feedbacks aus den ersten drei Vorstellungen waren grossartig. Darum wollten wir den über 2500 Besuchern, die keine Chance hatten, das Stück zu sehen, ebenfalls die Möglichkeit dazu geben. Geplant war die Wiederaufnahme natürlich für 2021. Leider hat uns aber Corona erneut einen Strich durch die Rechnung gemacht und wir mussten das Stück jetzt für 2022 einplanen.

Der Breuninger-Verlag hat dein Stück ebenfalls in sein Programm aufgenommen. Innert kürzester Zeit ist es zu einem Bestseller geworden. Hast du diesen Erfolg erwartet?

Nein, so etwas kann man nicht erwarten. Aber es freut mich natürlich sehr, dass „Häsch en Vogel?“ auch anderen Theatergruppen gefällt und sie es ebenfalls aufführen.